Sonntag, Mai 28, 2006

Else Kling är ingen älskling

Wenn man schon mal Lindenstraße schaut... Erst vermeldet Marion, dass sie nach Frankfurt an der Oder gehen wird (Vater Beimer: "In Frankfurt/Oder möchte ich nicht mal tot über'n Zaun hängen!") und dann lässt die ARD nach zwanzig Jahren Dauereinsatz die Serienälteste Else Kling (1922 - 25. 5. 2006) sterben. Wenig spektakulär, wie es sich die 90jährige Darstellerin Annemarie Wendl eigentlich gewünscht hatte, dafür aber den Zielsetzungen dieses Blogs sehr entgegen kommend. Die Drehbuchautoren haben die Situation folgendermaßen gestaltet:

Else Kling setzt sich zehn Minuten vor 19:00 Uhr vor ihr Fernsehgerät, um ihre Lieblingsserie (ausgerechnet die "Lindenstraße" und das am Himmelfahrtstag!) zu schauen. Während dessen nickt sie halluzinierend weg und fällt in den ewigen Schlaf - nicht der Serie wegen, sondern weil ihre Zeit gekommen war.

Was mich in Sachen Selbstreferenz interessieren würde ist, ob Else Kling genau zu dem Zeitpunkt entschlafen ist, als sie im Fernsehen erblickte, wie sie gerade entschläft und gen Himmel fährt, oder vorher? Oder nachher? Letzteres wäre besonders aufregend, denn so könnte sie sehen, wie ihr TV-Abbild auf der eigenen Mattscheibe sieht, wie Else Kling sich dabei zusieht, wie sie gerade stirbt. Und, zweite Frage: Stürbe es sich leichter, wenn man seinen eigenen Tod auf Television sehen würde?

ps: Das Wortspiel in der Überschrift ist schwedisch und bedeutet übersetzt: "Else Kling ist kein Liebling."
pps: Ebenfalls am 25. Mai 2006, nur diesmal in echt und nicht im TV, verstarb der erste internationale Ska- und Reggae-Künstler Desmond Dekker.